Wirklichkeit

Entspricht der Wirklichkeit eine Wahrheit? Wahrheitsgemäß lässt sich darauf nicht antworten, denn die Antwort wäre die Ausnahme der Regel. Aber wir glauben an die Wahrheit und so wird unser Glaube zur Wirklichkeit mit Wahrheitsanspruch. Aktuell zeigt die Bühne der Weltpolitik dies am schärfsten.

Feste

Ein Fest begehen bedeutete auch einmal: festliches Schweigen. Ich war lange auf keinem Fest mehr, auf dem geschwiegen wurde, es sei denn, wir wissen tatsächlich noch immer nicht, die richtigen Feste zu feiern.
Ein Fest feiern bedeutet heute aber auch: Profit schlagen. Das macht öffentliches Schweigen wohl zur radikalsten Form des Protestes. Es hört nur niemand.

23.

Die Vernunft war lange Zeit der Primat der Philosophie: höchste Form des Denkens, allgemein zugänglich und allgemein menschlich. Trotz aller Vernünftelein ist doch nach allen verfügbaren Maßstäben erheblich viel Unvernunft in der Welt. In Wirklichkeit ist die Imaginationskraft viel leichter zugänglich und in starkem Sinne allgemein menschlich. Eine Philosophie, die eine aufrichtige Freundschaft zu Sophia führen möchte, muss sich diesem Vermögen mindestens so stark widmen, wie der Vernunft und zwar im Gegenstand, wie auch in der Anwendung. Dann geht die Philosophie endlich wieder alle Menschen etwas an und der Elfenbeinturm kann abgerissen werden. Menschen wissen, wie man ohne Obdach überlebt, nur Philosophen müssen das noch lernen.

22.

Niels Bohr schrieb 1960 es ist falsch anzunehmen, dass es die Aufgabe der Physik sei herauszufinden, wie die Natur tatsächlich ist. Physik beschäftige sich damit, was wir über die Natur aussagen können. Die Philosophie beschäftigt sich ebenfalls nicht damit, wie die Welt tatsächlich ist, doch sie sollte sich mehr damit auseinandersetzen, wie wir leben wollen; und das schließt mehr ein, als ein einzelner Mensch überblicken könnte.