Ich machte sie schwanger, wir verstanden uns gut. Sie wurde immer dicker, das war schön. Sie legte eine Larve ans Ende des Zimmers, ich verstand nicht. Schließlich wurde alles schwarz.
Eine einmalige Gelegenheit ist mir heute zu Ohren gekommen, dass das ganze Untergeschoß des Hauptbahnhofs nach menschlicher Scheiße riecht. Hunderte Kubikmeter Raum. Ich bin erwartungsvoll aufgebrochen. Doch als ich vor dem Abgang stand, wurde mir Bange. Ich habe mich nicht getraut.
Heute habe ich mir ein Sigel geschaffen. Ich war ergriffen. Morgen werde ich gehen.
Ich betrachte Portraitphotographien von Fremden im Internet. Ich schaue ihnen tief in die Augen, ohne dass sie es wissen; fahre ihnen durch das Haar, berühre ihre Lippen. Nicht einmal die Algorithmen wissen von unserer Intimität. Gestern habe ich mich in eines dieser Photographien verliebt. Ich hielt es mir besonders lange vor Augen. Es war das Absterben dieses Lebens, der Sinn ihrer Entropie, den ich aufspüren wollte.
Heute Morgen wachte ich auf, schaute auf das Handy. Da war es, dieses Gesicht, überzogen von Zellen, Keimen und Faszination und Liebe. Ich fand heraus, dass es ein KI-generiertes Gesicht war. Ein Gesicht, erzeugt aus Mustern von milliarden Gesichtern. Ich verstand.
Ich verbringe heute den Tag damit, zuzusehen, wie Menschen einen Kran errichten. Damit ist es besiegelt.
geboren, gemästet, geschlachtet, zerlegt in Deutschland
Schlachttag: 28.09.22
DE0989103420 Fleckvieh/Värse
Landwirt: Stefan Wimmer 84437 Reichertsheim
Es war ein merkwürdiges Gefühl, diese Todesanzeige nach dem Auspacken des blutigen Fetzens Kuh zu lesen und zu entsorgen.
Gegessen am 15.11.22 mit L.C.
Schwangere Paare lassen mich sauer werden. Was ist das für ein morbides Glück, ein Leben zu erschaffen, und es beim Vergehen und Absterben zu begleiten?
Seit ich wieder arbeite, verwahrlose ich innerlich.
Ich arbeite mit Obdachlosen und Drogensüchtigen zusammen. Das gibt meinem Leben Struktur, Stabilität und ein regelmäßiges Einkommen.
Zwei Kinder laufen belebt durch den Supermarkt und haben kleine Kindereinkaufstaschen in den Händen. Sie wollen so sein wie die Erwachsenen. Jetzt könnte man ihnen noch eine Ohrfeige dafür geben. In ein paar Jahren wäre das ein Verbrechen.