Leute haben einen Lieblingsstreamingdienst, aber keinen Lieblingsapfel. Gibt im Supermarkt eh nur zwei: rot oder grün.

Gestreute Radiokommentare

Eine Unternehmerin habe keine Lust auf ihrer Meinung nach faule Gen Z Praktikanten und Praktikantinnen. Ein früherer Lehrer hat 2009 mal zu uns gesagt, wir seien die am besten an den Arbeitsmarkt angepassten und gleichzeitig ängstlichsten jungen Leute der Arbeitsgeschichte. Soziologen würden schon auf einen Umschwung warten. Die Unternehmerin war der Auffassung, die Gen Z sei einfach zu satt. Worüber sie sich eigentlich beschwert ist, dass sie keine Angst mehr haben – außer vor zu wenig Leben. Und dafür feiere ich die sogenannte Gen Z!

Kurierprotokoll

Kein Wirtschaftsliberaler braucht mir die Mähr von kapitalistischer Vielfalt aufschwatzen. In den neuen Wohngebieten entlang der S-Bahn sind pro Brücke ein Aldi, ein Rewe oder Edeka und ein Rossmann oder DM. Drinnen dann überall das gleiche: milder Yoghurt, cremiger Käse, sanfter Orangensaft, sahniger Pudding, milde Gurken. Ich verrate euch was: ich will es sauer, bitter, kernig. Ich will, dass alles nach dem schmeckt, was es ist. Ich bin hungrig nach Leben und Sensationen. Die marktgleichmacherei kotzt mich an. 50 Kirschyoghurts, aber keiner mit ausschließlich echter Kirsche. Was ist das für eine Verarschung? „Der Konsument will das so.“ Nein, ihr habt den Konsumenten dazu getrimmt, dass sein Fleich rosa aussehen muss, dass er die neueste Chipssorte dringend will und dass er glaubt, Marken machten sein Lebensgefühl geiler.

Gestreute Radiokommentare

Eine Frau in einer polyamoren Dreiecksbeziehung in freudigem Ton: „…und dann war immer jemand da. Man war nie allein. Zum Beispiel als ich krank war, da hat dann F zu N gesagt: Machst du jetzt Tee-Dienst für K?“

Die freie Liebe ist tot.

Gestreute Radiokommentare

Professorin für Theologie: „Man kann nicht tiefer fallen, als in Gottes Hand.“

Ich erinnere mich an eine Stunde Religionsunterricht. Irgendeine alttestamentliche Figur läuft durch die Wüste. Neben ihm läuft Gott. Beide machen Spuren im Sand. Dann ist nur noch eine Spur im Sand. Die Figur fragt hinterher Gott, warum er ihn verlassen hätte. Darauf G: „Ich habe dich nicht verlassen, sondern dich auf Händen getragen.“ – Wie barmherzig! Davon war der Herr Lehrer überzeugt. Ich aber wollte wissen, was G eigentlich für ne Flasche ist, wenn seine Schützlinge nicht einmal merken, dass er hilft. Eine Antwort gab es nicht.

Der Traditionswähler ist ein ungeschlechtliches und unpolitisches Tier. Es hat das Recht auf Artenschutz, aber das Wahlrecht ist ab sofort ausgesetzt. Sagt allen Bescheid!

Ich sitze im Zug von München nach Augsburg. 08:30 an einem Mittwoch. Gerade ist der Gegenzug aus Augsburg auf der anderen Seite angekommen. Hunderte, gefühlte eintausend Menschen strömen an meinem Fenster vorbei und drücken in die Millionenstadt. So viel Energie! Was sie gemeinsam alles erreichen könnten!

Stattdessen sehen sie schick aus und gehen in ihre klimatisierten Büros, Sachen tippen, Scheiß verkaufen, Unternehmensstrategien diskutieren, Verpackungen entwerfen und meetings absitzen; sich sicher fühlen in ihrer Existenz.

Ich werde das Gleiche in Augsburg tun – mit einem Unterschied

Ich arbeite an der vollkommenen Verunsicherung – auch an deiner. Denn Sicherheit ist ein Schwindel.

Ich machte sie schwanger, wir verstanden uns gut. Sie wurde immer dicker, das war schön. Sie legte eine Larve ans Ende des Zimmers, ich verstand nicht. Schließlich wurde alles schwarz.

Eine einmalige Gelegenheit ist mir heute zu Ohren gekommen, dass das ganze Untergeschoß des Hauptbahnhofs nach menschlicher Scheiße riecht. Hunderte Kubikmeter Raum. Ich bin erwartungsvoll aufgebrochen. Doch als ich vor dem Abgang stand, wurde mir Bange. Ich habe mich nicht getraut.