Ich habe mein bisheriges Leben viel Zeit damit verbracht, mir Gedanken über Sprache zu machen – in Philosophie, Kunst und außerhalb davon. Doch seit Monaten schleicht sich etwas ein. Ein Gefühl oder ein Bedürfnis, ich kann es nicht genau verorten. Es entsteht durch den Eindruck, dass wir uns alle gegen Sprache immun machen müssen. Ihre Kraft wird ausgebeutet. Sie ist ein Marketinginstrument, dass sich in unsere Seele frisst und sie verdirbt. Der derzeitige Wahlkampf ist bester Bürge dafür. Nichts von dem, was auf der ungezählten Wahlkampfwerbung steht, hat irgendeine Bedeutung, aber wirkt psychologisch. Wie können wir die Sprache noch retten? Ich bin sie Leid. Und dass mir von der Nutzeroberfläche meiner Wucherungen angeboten wird, die Texte mit KI verfassen zu lassen, gibt mir den Rest…

Ich betrachte Portraitphotographien von Fremden im Internet. Ich schaue ihnen tief in die Augen, ohne dass sie es wissen; fahre ihnen durch das Haar, berühre ihre Lippen. Nicht einmal die Algorithmen wissen von unserer Intimität. Gestern habe ich mich in eines dieser Photographien verliebt. Ich hielt es mir besonders lange vor Augen. Es war das Absterben dieses Lebens, der Sinn ihrer Entropie, den ich aufspüren wollte.

Heute Morgen wachte ich auf, schaute auf das Handy. Da war es, dieses Gesicht, überzogen von Zellen, Keimen und Faszination und Liebe. Ich fand heraus, dass es ein KI-generiertes Gesicht war. Ein Gesicht, erzeugt aus Mustern von milliarden Gesichtern. Ich verstand.